SÜDKURIER 18.09.2013, Autor Helmar Grupp, Lokalredaktion Markdorf

Immenstaad Bundeswehr erteilt Großauftrag an Astrium

Immenstaad - Erster Militär-Zuschlag für das Raumfahrtunternehmen vom Bodensee. 344 Millionen Euro für Radarsatellitensystem zur militärischen Aufklärung.

Vertragsunterzeichnung am Mittwoch in Immenstaad (von links): „Sarah“-Projektleiter Tino Zehetbauer von OHB , Astrium-Deutschland-Chef Evert Dudok, OHB-Chef Marco Fuchs und Astrium-Standortleiter Eckard Settelmeyer unterzeichneten in Immenstaad den Vertrag für einen Aufklärungssatelliten für die Bundeswehr.

Für das neue Radar-Aufklärungssystem „Sarah“ der Bundeswehr wird Astrium in Immenstaad (Bodenseekreis) einen Hochleistungs-Radarsatelliten inklusive aller nötigen Bodensegmente zuliefern. Vertreter von Astrium und des Raumfahrtunternehmens OHB (Bremen) unterzeichneten am Mittwoch in Immenstaad den Vertrag mit einem Auftragsvolumen von 344 Millionen Euro für Astrium. OHB ist Hauptauftragnehmer der Bundeswehr für das gesamte „Sarah“-System, das insgesamt drei Satelliten und zwei Bodenstationen umfasst. Der Gesamtauftrag mit einem Volumen von 816 Millionen Euro war OHB im Mai erteilt worden. In dem Wettbewerb um den Subauftrag für den dritten und auch einzigen Radarsatelliten für „Sarah“ hatte sich Astrium gegen OHB durchgesetzt.

Das System „Sarah“ soll ab 2019 das bislang von der Bundeswehr genutzte konventionelle Satellitenaufklärungssytem „SAR-Lupe“ komplettieren. Bei der Vergabe von „SAR-Lupe“ hatte Astrium vor zwölf Jahren gegenüber OHB den Kürzeren gezogen. Mit der bei „Sarah“ erstmals eingesetzten Radartechnologie soll die Bundeswehr vollständig wetterunabhängig Aufklärungsdaten in bisher unerreichter Qualität bekommen, darunter Aufnahmen mit schnellen Bildfolgen bei variablen Bildgrößen ohne mechanisches Schwenken des Satelliten. Dies kann „SAR-Lupe“ nicht leisten. Vordringlich möchte die Bundeswehr mit dem neuen System die Aufklärung über Afghanistan perfektionieren, abrufen können wird sie aber Daten über alle denkbaren Regionen auf dem Globus. „Die Auflösung wird mit dem Radarsatelliten um Faktoren besser sein als noch vor zehn Jahren“, so Evert Dudok, Vorsitzender der Geschäftsführung von Astrium, vor der Presse in Immenstaad.

Für die Satelliten-Experten vom Bodensee bedeutet der Teilsystem-Auftrag für „Sarah“ den Einstieg in die militärische Satellitenaufklärung. Zwar hatte das Unternehmen bislang bereits zahlreiche Kommunikationssatelliten für die Bundeswehr entwickelt und geliefert. Doch im Bereich der militärischen Aufklärung bedeutet dies den ersten substanziellen Auftrag für Astrium. Bei Astrium, der EADS-Satellitentochter, geht man davon aus, dass der 344-Millionen-Euro-Auftrag auch den Standorten Immenstaad und Ulm der EADS-Verteidigungssparte Cassidian Arbeiten bescheren wird. Dies sagte Astrium-Standortleiter Eckard Settelmeyer. Doch für den Standort Immen-staad von Astrium ist der „Sarah“-Auftrag auch noch aus einem anderen Grund von hoher Bedeutung: Durch die erstmalige Entwicklung auch des zugehörigen Bodensegmentes werde das Unternehmen seine „Gesamtsystemfähigkeit“ weiter ausbauen, sagt Settelmeyer. Davon soll auch das Geschäft der Satellitentechnik für zivile Anwendungen – etwa für Forschungs- und Erdbeobachtungssatelliten –, der nach wie vor größte Umsatzbringer, profitieren. Mit rund 70 Mitarbeitern im Projektteam vor Ort will Astrium nun Entwicklung und Bau des Radarsatellitensystems umsetzen.

Sarah späht im All (Stand Juni 2013)

Bundeswehr soll Aufklärungssatelliten für 800 Millionen erhalten (Quelle)

Anders als bei dem gescheiterten Drohnenprojekt sei dieses Mal das Realisierungsrisiko gering, versichert das Verteidigungsministerium. Schließlich werde lediglich bereits existierende Technologie weiterentwickelt: Die Bundeswehr soll neue Späh-Satelliten im All bekommen. Kostenpunkt: 800 Millionen Euro. Dies geht aus einer Haushaltsvorlage hervor, über die der Bundestag voraussichtlich in der kommenden Woche entscheiden soll. Das neue Satelliten-Aufklärungssystem namens Sarah soll dem Papier zufolge vom Bremer Raumfahrtkonzern OHB sowie der EADS-Raumfahrttochter Astrium geliefert werden. Es soll den Vorgänger SAR-Lupe (Synthetic Aperture Radar) ersetzen, mit dessen fünf Satelliten die Bundeswehr seit 2008 die Erde aus 500 Kilometern Höhe bis in den letzten Winkel ausspähen kann. Zu den wesentlichen Zulieferern zählt nach Angaben aus Sicherheitskreisen der französische Rüstungskonzern Thales.

Sarah soll künftig nur noch aus drei Satelliten bestehen, aber eine bessere Leistung als das Vorgängersystem liefern, dessen Auflösung bereits bei unter einem Meter liegt. Die Inbetriebnahme der neuen Satelliten ist für 2019 vorgesehen. Mit dem neuen Projekt werde weiterhin eine Kooperation mit Frankreich bei der Satellitenaufklärung angestrebt.

Die gab es bisher arbeitsteilig. Die deutschen Satelliten lieferten Radarbilder auch bei Nacht und durch die Wolkendecke hindurch, die optischen Satelliten des französischen Systems Helios bei klarem Wetter.

Inzwischen orientiert Frankreich jedoch auch auf eine Zusammenarbeit mit Italien. Älteren vertraulichen Haushaltsunterlagen zufolge könne die BRD daher ihren Bedarf an optischen Bildern nicht mehr komplett aus Frankreich decken. Die Bundesregierung prüfe daher die Beschaffung eines eigenen optischen Satelliten für 170 Millionen Euro, um ihn dem Helios-Nachfolgesystem CSO (Composante Spatiale Optique) beizustellen, heißt es in dem vertraulichen Papier.

Das Bundesverteidigungsministerium erklärte dazu lediglich, man prüfe Möglichkeiten, die optische Aufklärung mit weiteren Mitteln zu stärken. »Diese Untersuchungen wurden nicht durch eine mögliche Kooperation zwischen Frankreich und Italien ausgelöst«, sagte ein Sprecher.

Bestrebungen zur Schaffung eines Aufklärungsverbundes für die gesamte Europäische Union gibt es aber nach Angaben der Bundesregierung nicht. Auf europäischer Ebene werde derzeit nur das zivile Satelliten-System Copernicus aufgebaut, dessen Fähigkeiten für eine militärische Nutzung nicht ausreichten, antwortete die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage des Linken-Abgeordneten Jan Korte.

SÜDKURIER 24.09.2009, Autorin: Christina Bömelburg

Eigene Satelliten für die Bundeswehr

Am 30. September bringt die EADS-Tochterfirma Astrium vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus den ersten von zwei Kommunikationssatelliten für die Bundeswehr ins All. Wichtige Bestandteile dieses ersten militäreigenen Satellitenkommunikationsprogramms „SatComBw Stufe zwei“ stammen aus Immenstaad.

Friedrichshafen/München – Erstmals wird die Bundeswehr über eigene Kommunikationssatelliten verfügen. Der erste der rund 2,4 Tonnen schweren baugleichen Satelliten ist bereits in Kourou und soll von dort aus am Mittwoch, 30. September, um Mitternacht mitteleuropäischer Zeit von einer Ariane 5 Trägerrakete ins geostationäre Orbit gebracht werden. Der zweite Satellit soll innerhalb der ersten drei Monate des kommenden Jahres folgen.

Die Abnahme durch die Bundeswehr ist zwar erst für das zweite Halbjahr 2010 vorgesehen. Aber: „Unsere Planung ist, im Januar die ersten Verbindungen über den Satelliten laufen zu lassen“, wie Oberst Pirmin Meisenheimer, Leiter des Projektbereichs Satellitenkommunikation im Bundesamt für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr, bei der gestrigen Pressekonferenz am Astrium-Standort in Taufkirchen sagte. Bis dahin wird der Satellit noch Tests im All unterzogen. Für die Satelliten ist eine Nutzungsdauer von 15 Jahren vorgesehen. Ihren betrieb übernimmt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das gesamte Auftragsvolumen für die Realisierung des Programms bezifferte Evert Dudok, Vorsitzender der Astrium-Geschäftsführung auf knapp eine Milliarde Euro.

Am ersten bundeswehreigenen Kommunikationssatelliten, über den sich künftig das Bundeswehr-Hauptquartier in Potsdam und die Truppen in den verschiedenen Einsatzgebieten Sprache, Daten, Video- und Multimediaanwendungen austauschen können, haben auch Ingenieure am Astrium-Standort Immenstaad maßgeblich mitgewirkt. Von dort stammt die so genannte Antennenfarm des Satelliten. Natürlich reichen Satelliten allein zur Kommunikation nicht aus. Der Satellitennetzspezialist ND SatCom mit Sitz in Immenstaad liefert das komplette Bodensegment, das die zweite Stufe von SatComBw beinhaltet. Dazu zählen verschiedene Bodenstationen und Elemente zum Netzwerkmanagement und zur Netzkontrolle. Sind die beiden Satelliten erst im Orbit platziert, können sie ein Gebiet, das sich von Amerika bis nach Ostasien erstreckt, mit Kommunikationsdiensten versorgen. Damit, so Meisenheimer, sind alle derzeitigen Einsatzgebiete abgedeckt.

Die Bundeswehr schafft sich mit der neuen Technik dringend notwendige Flexibilität. „In Afghanistan benutzen wird heute nur kommerzielle Kapazitäten zur Kommunikation“, erklärte Meisenheimer. Auf Dauer allerdings birgt die Abhängigkeit von gemieteten Kapazitäten bei privaten Satellitenbetreibern gewisse Risiken. Pirmin Meisenheimer wies auf einen raschen Anstieg der Datenmengen innerhalb der vergangenen Jahre hin. Zwar sei bislang nichts schiefgegangen. Aber um zum Beispiel im Krisenfall umgehend über die notwendigen Kommunikationskapazitäten zu verfügen, sei ein eigenes Programm der verlässlichere Weg. „Wir wollten etwas haben, worüber wir selbstständig verfügen können“, erklärte er. „Wir wollten autark und nicht marktabhängig sein und dafür auch noch Geld zahlen.“

Während die Bundeswehr nach der Abnahme des Systems die Netzwerkkonfiguration übernimmt, kümmert sich die eigens dafür von EADS-Astrium und ND SatCom gegründete Projektgesellschaft MilSat Services (MSS) um „das Fliegen und Steuern“, wie Meisenheimer erklärte. „Wir stellen zwei Steckdosen zur Verfügung – eine in Deutschland und eine in einem Einsatzgebiet“, erklärte MSS-Geschäftsführer Thomas Schenkel in Taufkirchen. Der 2006 unterzeichnete Vertrag zwischen dem Bundesamt für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr und der MSS hat eine Laufzeit von zehn Jahren und umfasst eine Option für weitere sieben Jahre.

Autorin: Christina Bömelburg
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In einem alten Buch steht: "Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind." Weiter
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Papst Franziskus am 3.Juni 2019 bei einer Begegnung mit den Teilnehmenden der Vollversammlung der katholischen Hilfswerke für die Ostkirchen (ROACO).

Ähnlich Papst Franziskus auch am 21. Juni 2015: „Manager, Unternehmer die sich Christen nennen und die Waffen herstellen! Das macht mich ein bisschen misstrauisch: Sie behaupten, sie seien Christen!"  Was die Kirchen sonst zur Rüstung sagen: 1. Bischöfe, 2. Diözese, 3. GKKE, 4. Radio, 5. EKM, 6. EKHN, 7. EKD

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